Obwohl ich versuche, das Lebensgefühl meines Toskanaurlaubs mit italienischem Kaffee in meine Küche zu bringen, gelingt es mir nicht, den Geschmack des Espressos vom Weingut in der Toskana zu reproduzieren. Die Erinnerungen an die idyllische Umgebung, die freundlichen Menschen und die entspannte Atmosphäre kommen jedoch beim Genuss des Espressos wieder hoch und lassen mich von zukünftigen Besuchen in der Toskana träumen.
Abenteuerliche Nachtanreise in das toskanische Städtchen Sovicille
In den späten Abendstunden erreichten wir endlich das idyllische toskanische Städtchen Sovicille, wo wir im charmanten Weingut Le Reniere Quartier bezogen. Die Anfahrt gestaltete sich schwierig und abenteuerlich, selbst für unser robustes SUV. Bei unserer Ankunft entschuldigte sich Davide, einer unserer freundlichen Gastgeber, für die herausfordernde Anreise und hieß uns herzlich willkommen.
In der zauberhaften Toskana dreht sich alles um Genuss und Lebensfreude. Die Menschen nehmen sich bewusst Zeit, um im idyllischen Ambiente der Olivenhaine zu entspannen. Dabei schlürfen sie genüsslich ihren aromatischen Espresso und genießen den köstlichen Panforte. Das lustige Missgeschick, wenn ein Stück des Gebäcks danebenfällt und für Gelächter sorgt, macht diesen Moment umso unvergesslicher.
Als wir auf dem Heimweg waren und den letzten Autogrill im Rückspiegel verschwinden sahen, fühlte ich eine gewisse Wehmut. Die Toskana hatte mich mit ihrer Schönheit und ihrem Charme verzaubert, und ich sehnte mich nach den entspannten Tagen voller Genuss und unbeschwerter Momente. Aber ich erinnerte mich daran, dass ich die Erinnerungen an diese besondere Zeit für immer in meinem Herzen tragen würde.
An einem diesigen Novembertag wird mir klar, dass ich trotz meiner Versuche, das Lebensgefühl der Toskana in meinen Alltag zu integrieren, scheitere. Weder der Espressokocher noch der mitgebrachte Rotwein können meine Küche in Düsseldorf mit der Atmosphäre von Sovicille erfüllen. Es wird mir bewusst, dass man das einzigartige Gefühl der Toskana nicht einfach nachkaufen kann. Es bleibt mir nur die Erinnerung an die wunderbaren Momente und die Sehnsucht, eines Tages wieder dorthin zurückzukehren.
Während man das großartige Essen der Toskana, den Wein und den Kaffee exportieren kann, sind die einzigartigen Merkmale der toskanischen Sonne, der Gelassenheit der Menschen und des warmen Miteinanders nicht übertragbar. Die kulinarischen Genüsse können zwar in entfernte Länder gebracht werden, doch die Atmosphäre, die von der Sonne und der entspannten Lebensart der Toskaner geprägt wird, lässt sich nicht einfach replizieren. Diese einzigartigen Elemente bleiben exklusiv für die Toskana.
Am nächsten Morgen öffne ich mein Fenster und inhaliere den betörenden Duft von Lavendel und wildem Thymian, der die Luft erfüllt. Während ich dem sanften Zirpen der Insekten lausche, bereite ich mir mit meinem alten Espressokocher meinen morgendlichen Kaffee zu. Der Duft und Geschmack des frisch gebrühten Kaffees erwecken meine Sinne und versetzen mich direkt in eine entspannte und positive Stimmung. Mit dieser Energie starte ich voller Tatendrang in den Tag.
Als ich meine Eindrücke per Whatsapp mit meiner Mutter teilte, fand ich selbst, dass es ziemlich kitschig klang. Doch es war weit entfernt von Kitsch. Für die nächsten zehn Tage war es unsere Realität. Die Toskana hat uns mit ihrer einzigartigen Atmosphäre und ihrer Authentizität verzaubert. Es war eine Erfahrung, die wir nie vergessen werden und die uns gezeigt hat, wie wunderbar das Leben sein kann.
Mailänder begrüßt man in Geschäften lieber formeller
Bei einem gemütlichen Abend auf einer Terrasse im Weingut erklärte uns Davide die Sitten und Höflichkeitsformen der Toskana im Vergleich zur Lombardei. In Mailand sollte man beim Betreten eines Geschäfts nicht „Ciao!“ rufen, da dies als zu flapsig empfunden wird. Die Toskana hingegen ist entspannter und familiärer. Diese kulturellen Unterschiede machen die Vielfalt Italiens aus und sind ein interessanter Aspekt bei einem Besuch in verschiedenen Regionen.
Die Gepflogenheiten in Mailand sehen vor, dass man bis 17 Uhr „Buongiorno“ als Gruß verwendet, danach wechselt man zu „Buonasera“. In der Toskana hingegen ist es üblich, sich mit einem lockeren „Ciao!“ zu begrüßen.
Unser Gastgeber wies darauf hin, dass der Chianti-Wein oft aufgrund seines bekannten Namens konsumiert wird, obwohl die Toskana eine breite Palette an anderen Weinen zu bieten hat. Er führte uns in die Welt des Sangiovese ein, einem beeindruckenden Wein, der auch als „The Mean One“ bekannt ist. Dieser Wein zeichnet sich durch seinen herb-intensiven Geschmack aus und ist eine wahre Entdeckung für Weinliebhaber.
Eines Nachmittags fanden wir uns in einer Osteria in der Nähe unserer Unterkunft ein. Dort gesellten sich nach und nach unsere Gastgeber Giuseppe und Davide, ihre gute Freundin Annalisa, die Gäste vom Nebentisch und der Besitzer des Lokals zu uns. Trotz der Sprachbarriere verstanden wir uns auf eine besondere Art und genossen die fröhliche Stimmung, die uns verband.
In einer gemütlichen Runde saßen wir bis spät in die Nacht zusammen und teilten uns köstliche Speisen wie Pecorino, Weißbrot und Crostini toscani. Obwohl die Plastikstühle nicht sonderlich bequem waren, störte es uns nicht. Vielleicht lag es an den vielen Negronis, die wir getrunken hatten, dass wir den unbequemen Sitzplatz nicht als unangenehm empfanden und stattdessen die gemeinsame Zeit in vollen Zügen genossen.
Der Kaffee aus der Toskana ist ein kleiner Genussmoment, der uns an die entspannte Atmosphäre und die Gelassenheit der Menschen in der Region erinnert. Mit seinem vollmundigen Geschmack und dem intensiven Aroma versetzt er uns gedanklich zurück in die sonnigen Tage unter den Olivenbäumen. Obwohl er das Lebensgefühl der Toskana nicht vollständig übertragen kann, trägt er dazu bei, diese besonderen Momente wieder aufleben zu lassen.
Jeder Schluck des Kaffees lässt die Erinnerungen an die unvergesslichen Augenblicke in der Toskana aufleben und weckt ein Gefühl der Sehnsucht nach einer Rückkehr. Die Aromen und der Geschmack des Kaffees erzeugen eine Atmosphäre der Vorfreude und erinnern uns daran, wie bereichernd und erfüllend unser Aufenthalt in der Toskana war.