Besonders am schönsten Tag im Leben sollten Schuhe nur aus dem besten Material gefertigt sein, egal ob Braut oder Bräutigam. Doch welche Lederart eignet sich am besten? Wie unterscheidet man sie überhaupt? Fragen, die nicht nur am Hochzeitstag interessant sind.
Es gibt keine universelle Lederart für alle Anwendungen
Leder ist eines der ältesten und besten Materialien für die Fertigung von Kleidung, Schuhen und Möbeln. Heutzutage kommt es noch bei weitaus mehr Anwendungen zum Einsatz, etwa im Auto oder für Accessoires wie Handtaschen oder Portemonnaies. Leder ist sowohl für Frauen als auch für Männer ein sehr beliebtes und edles Naturmaterial, das sich für die schicke Jacke ebenso eignet wie für hochwertige Schuhe.
Insbesondere zur Hochzeit ist die Auswahl an hochwertigen Materialien für Schuhe gewaltig. Im Gegensatz zum Hochzeitskleid können modische Brautschuhe durchaus öfter getragen werden – insbesondere, wenn sie nicht im klassischen Weiß gehalten sind. Der Materialmix macht es dabei aus, denn neben der einen oder anderen Lederart werden für Hochzeitsschuhe durchaus auch andere Stoffe verarbeitet, wie etwa Satin.
Bei Herrenschuhen ist das Design meist nicht so ausgefallen, doch der Anteil an Leder ist in der Regel sogar größer, weil mehr Material verwendet wird. Aber nicht nur bei Schuhen stellt sich die Frage, welche Lederart sich für hochwertige Kleidungsstücke eignet. Es gibt zig verschiedene Varianten, die für die unterschiedlichen Anwendungsbereiche zum Einsatz kommen. Vom sehr groben Naturleder bis hin zu kaum vom Original zu unterscheidenden Kunstleder findet man so gut wie alle Stärken, Farben und Qualitätsstufen.
Eine universelle Lederart, die für alle Anwendungen geeignet ist, sucht man also vergebens. Beim Kauf stellt sich daher häufig die Frage, welche Lederart genau gemeint ist, wenn der Hersteller von „Lederschuhen“ spricht. Die meisten Laien können bestenfalls Wildleder von Glattleder unterscheiden – wissen aber nicht, ob es sich um Rindsleder oder andere Tierhäute handelt.
Ein paar Zahlen zum Thema Schuhe aus dem Damenschuh- und Lederlexikon möchten wir Ihnen nicht vorenthalten:
- es gibt 115 Schuhnamen, die allein im Damenschuh- und Lederlexikon aufgelistet sind
- Absätze sind bei deutschen Damenschuhen im Durchschnitt 6,9 cm hoch
- in Deutschland besitzen Frauen durchschnittlich 13,1 Paar Schuhe, Männer hingegen nur 8,1 Paar
- immer mehr Schuhe werden online gekauft. Aber immer noch kaufen 75 % der Deutschen ihre Schuhe lieber im Einzelhandel
Wie identifiziert man die jeweilige Lederart?
Die wichtigste Unterscheidung für die Lederart ist die zwischen Rauleder und Glattleder. Von Glattleder spricht man, wenn die Oberseite der Tierhaut für das Produkt verwendet wird. Die Bezeichnung ist aber leicht irreführend, denn es handelt sich keineswegs um eine glattpolierte, ebene Oberfläche. Strukturen der Tierhaut, die für ein natürliches Material typisch sind, lassen sich ebenso erkennen wie Poren, Narben oder Falten. Der Begriff Rauleder deutet hingegen immer darauf hin, dass die Oberfläche angeschliffen und die Unterseite der Tierhaut verwendet wurde.
Dadurch lassen sich Schäden verbergen. Von Spaltleder spricht man, wenn dickeres Leder in mehrere Ebenen aufgespalten wird. Ein gängiger Begriff für Rauleder ist beispielsweise Wildleder, aber auch Veloursleder oder Nubuk sind gebräuchlich. Ob Spaltleder oder nicht gespaltene Tierhaut: Glatt- und Rauleder haben unterschiedliche Strukturen, die sich durch Anfassen leicht unterscheiden lassen. Das endgültige Erscheinungsbild des Glattleders ist davon abhängig, welche Veredelungsverfahren angewendet werden.
Auch bei Glattleder gibt es mehr als nur eine Lederart
Häufig stolpert man bei Rindsleder und anderen Lederarten über den Begriff Anilinleder. Bei Anilinleder handelt es sich um Tierhäute, die in einem Bad durchgefärbt werden. Hierfür ist offenporiges Leder notwendig, denn dieses kann die Färbung am besten aufnehmen. Das Endprodukt hat keine Pigmentschicht auf der Oberseite, damit die ursprüngliche Lederbeschaffenheit erhalten bleibt. Anilinleder ist in der Regel sehr hochwertig und teuer, weil nur die besten (unbeschädigten und narbenfreien) Häute dafür geeignet sind.
Offenporiges Anilin ist nicht wasserabweisend, weil die Poren nicht versiegelt sind. Schmutz und Fett können also leichter eingetragen werden. Ein Merkmal von Anilinleder, das manchmal auch als „naturbelassen“ bezeichnet wird, ist nämlich, dass nach der Durchfärbung keine weitere Behandlung mehr stattfindet. Beschädigte Tierhäute können hingegen oberflächlich eingefärbt werden, um Mängel zu überdecken. Dann spricht man von Semi-Analin und nicht mehr von Rein-Analin. Außerdem gibt es noch das pigmentierte bzw. gedeckte Leder, das mit einer vergleichsweise dicken Pigmentschicht überzogen wird.
Poren und individuelle Hautstrukturen (aber auch Makel) verschwinden unter dieser Schicht, die außerdem den Vorteil hat, dass das Leder versiegelt wird. Diese Lederart ist sehr pflegeleicht, da Flüssigkeiten und Schmutz nicht tief in die Strukturen eindringen können. Allerdings sind diese Leder etwas steifer und wirken beim Tragen oft etwas kühl. Unter dem Strich muss man also die Abwägung treffen, naturbelassenes, aber empfindliches reines Anilinleder, weniger empfindliches Semi-Analin oder pflegeleichtes, gedecktes Leder zu wählen.
Rauleder: Die besondere Lederart
Die weiche und samtartige Oberfläche macht Rauleder oder Wildleder sehr speziell. Dieser Effekt wird durch ein leichtes Anschleifen der Oberflächen erreicht. Eine eventuelle Färbung muss allerdings vor dieser Behandlung erfolgen, da ein nachträgliches Einfärben die Fasern verkleben würde. Der Begriff Wildleder stammt übrigens tatsächlich daher, dass für diese Produkte in erster Linie wild lebende Tiere wie Rehe verwendet werden.
Bei diesen Tieren sind Beschädigungen der Oberfläche häufig anzutreffen, weswegen man dazu überging, die Hautunterseite zu nutzen, um es als Rauleder bzw. Veloursleder zu verarbeiten.
Weitere Lederarten im Überblick:
- Saddle-Leder – besonders glatt und meist leicht gewachst
- Vintage-Leder – geschliffenes Leder, das durch zusätzliche Wachsschichten und ein Effektfinish auf alt getrimmt wird
- pflanzlich gegerbte Leder – diese werden auch als vegetabil bezeichnet
- PU-Leder – mit einer Polyurethanfolie beschichtetes Spaltleder
- Pull-up-Leder – Glattleder, das über das Auftragen einer Öl- oder Wachsschicht eine gewünschte Patina entwickelt (used look)
Für hochwertige Schuhe wird in der Regel keine derartige Lederart verwendet, hier beschränkt man sich auf hochwertige Glatt- und Rauleder, die nach den jeweiligen Erfordernissen bearbeitet werden.
Wie erkenne ich die verwendete Lederart und ob sie hochwertig ist?
Beim Kauf von Schuhen und anderen Lederprodukten stellt sich die Frage, welche Lederart verwendet wurde. Denn so manch hochwertig erscheinender Schuh ist aus billigem Spaltleder oder sogar aus Kunstleder gefertigt. Gute Lederimitate lassen sich optisch kaum von einer echten Lederart unterscheiden. Insbesondere Importe aus Fernost lassen sich durch falsche Etikettierung oft nicht richtig einordnen.
Generell müssen Schuhe aber anhand genormter Piktogramme die Materialzusammensetzung preisgeben. Allerdings wird hier nicht die genaue Lederart angegeben. Selbst Experten können ohne genaue Untersuchung nicht immer sagen, ob es sich um echtes Leder handelt.
Gute Indikatoren für Echtleder sind (unabhängig von der Lederart):
- Haptik (typische Leder-Griffigkeit)
- Optik (Faserstruktur, Vorhandensein von Poren und Hautzellen)
- typischer Ledergeruch
Diese drei Faktoren sollten immer zusammen vorhanden sein, wenn es sich um Echtleder handelt. Einzelne Eigenschaften können jedoch auch künstlich nachgeahmt werden (z. B. der Geruch). Hat man festgestellt, dass es sich um eine echte Lederart handelt, stellt sich weiterhin die Frage nach der Qualität. Laien können dies nur schwer beurteilen.
Es gilt: Hochwertige Schuhe werden in der Regel nicht im Discounter verkauft. Billige Lederschuhe werden nicht aus der gleichen hochwertigen Lederart gefertigt sein wie die eines Premiumherstellers.
Wie muss ich die jeweilige Lederart pflegen?
Um lange Freude an den Schuhen zu haben, muss jede Lederart auf individuelle Weise gepflegt werden. Fehler können dazu führen, dass man das Leder beschädigt.
- Anilinleder muss häufig gepflegt werden, da offenporiges Leder anfälliger für Schmutz und Beschädigungen ist. Wichtig sind vor allem Rückfettung und Feuchtigkeit sowie die abschließende Imprägnierung, die zudem einen Lichtschutzfaktor enthalten sollte.
- Pigmentiertes Leder ist wesentlich alltagstauglicher und muss nur gelegentlich mit einer geeigneten Pflegecreme behandelt werden. Viel Feuchtigkeit aber wenig Rückfettung ist hierbei wichtig.
- Rauleder ist empfindlich und sollte nur mit geeigneten Spezialsprays gepflegt werden. Die Reinigung erfolgt mit einem trockenen Tuch. Starkes Reiben schadet aber der Oberfläche.
- Kunstleder kann leicht gereinigt werden. Bei gröberen Verschmutzungen kann Spülmittel eingesetzt werden. Anschließend mit einem fusselfreien (Mikrofaser-)tuch nachreiben. Um es geschmeidig zu halten, kann man abschließend ein Kunstlederpflegemittel auftragen.
Fazit: Für hochwertige Schuhe eignet sich nicht jede Lederart
Ob zur Hochzeit oder zu anderen Anlässen: besonders hochwertige Schuhe sind aus Wildleder oder hochwertigem Glattleder gefertigt. Sie erfordern je nach Lederart einen individuellen Pflegeaufwand. Für Laien ist es schwierig, echtes Leder bzw. hochwertige Lederarten von Imitaten zu unterscheiden. Schuhe aus seriösen Bezugsquellen weisen in jedem Fall entsprechende Kennzeichnungen auf – und sind nicht im Billigsegment angesiedelt.
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